Irgendwie bekommt man das Gefühl, es hat die Jahreszeit der Trennung von Beziehungen begonnen. Wie eine losgelöste Lawine wird getrennt, verlassen, aufgegeben, entliebt was das Zeug hält. Vor der Praxistür stehen verzweifelte Klienten, deren Lebensplanungen, Hoffnungen und Wünsche von heute auf morgen einfach einen neuen Verlauf nehmen müssen.
Von heute auf morgen? Ist das wirklich so? Oder sehen wir oft nicht die beginnenden Anzeichen einer Beziehungskrise, bzw. erahnen sie schon aber wollen sie einfach nicht wahrnehmen.
Und warum tut es so weh? Spürbarer Verlust des Bodens unter den Füßen. Die/den eine(n) doch endlich gefunden zu haben und dann (plötzlich) einfach weg... Es beginnt mit Unverständnis und Schock, es folgt das Leid und die Trauer, dann kommt die Wut und die Suche nach den Gründen und zum Schluß einfach nur gefühlte Leere und Enttäuschung.
Ich habe mich oftmals gefragt warum es Liebeskummer statt Liebesleid heißt. Kummer klingt so nach "nicht so schlimm. wird schon wieder". Ein bestimmter Gefühlszustand auf Zeit. Aber ich finde Liebesleid besser, treffender und passend. Ganz viele von uns können sich in so einer Situation wiederfinden. Die danach auftretenden Symptome beschäftigen nicht nur unsere Gedanken und Gefühle, sondern auch unseren Körper. Schlafstörungen, Magenschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen, veränderte Zyklen bis hin zu Esstörungen in jegliche Richtungen, sind oftmals die Auswirkungen einer solchen Krise. Gerade beim Thema Liebesleid kann man sehr leicht erkennen, in wie weit sich psychische Belastungen und Probleme auch auf die Körperlichkeit auswirken. Man leidet mit allem was man hat.
Es ist ein sehr mächtiges Gefühl, dieses Liebesleid. Der/die Verlassene hat eine ganze Zeit regelrechtes Hirnkonfetti im Kopf und kann kaum klare Gedanken fassen. Man spürt eine große Hilflosigkeit, etwas wichtiges verloren zu haben, Verlustängste, dann plötzlich wieder Erinnerungen an schöne Situationen, dann so ein Gefühl nur noch die Hälfte von einem Ganzen zu sein, gefolgt von großer Traurigkeit. Suchen wir das Gespräch mit einer nahestehenden Person, kommen oftmals aufmunternde Worte. Natürlich besteht immer die Möglichkeit neue Partner*innen kennenzulernen. Aber genau in dieser Leidensphase kommen solche gut gemeinten Ratschläge zwar im Gehirn an, aber sie erreichen in dem Moment nicht unsere Gefühlsbasis. Nach einer kurzen Zeit kommen auch Überlegungen auf, ob es sich lohnt oder ratsam ist um die Liebe zu kämpfen. Und je nach Grund der Trennung und wie sie vollzogen wurde, bleibt es oft bei der Überlegung.
Es gibt keine Patentrezepte wie man mit dem eigenen Liebesleid fertig werden kann, oder welchen Schritte notwendig sind um die Beziehung vielleicht doch noch zu retten, sofern man dieses möchte. Der alte Spruch "die Zeit heilt alle Wunden" stimmt schon, nur wieviel Zeit es zur Überwindung des Leidens benötigt wird ist halt individuell.
Aber ein paar kleine Hilfen kann man schon anwenden.
- Liebe und Leid liegen eng beieinander. Und wenn man leidet, kann man schwer dagegen ankämpfen, ja man sollte es erst gar nicht tun. So wie die Liebe gelebt werden sollte, so darf man auch leiden und es sollte nicht unterdrückt werden. Zudem es nicht viel bringt.
- Ablenkung kann sehr gut tun. Allerdings sollte man sich mit Dingen ablenken, die einen Freude bringen. Auf keinen Fall in seinem vielleicht ohnehin nicht gemochten Job internsiver und mehr arbeiten. Das wäre eher destruktiv und würde sogar die Leistungsfähigkeit beschränken.
- Auch wenn es schwerfällt, aber bei Trennungen die sehr schmerzhaft waren oder vielleicht auch vom Stil her sehr fragwürdig, so gut es geht versuchen keinen Schuldigen zu suchen, bzw. ein regelrechtes Feindbild aufzubauen. Man glaubt das dies einen irgendwie gut tun würde, aber so ist es nicht. Am Ende steht man selbst dumm da und hat zum Leid noch zusätzlich das mächtige Gefühl von Hass/Wut an den Backen. Ebenso schädlich ist es bei sich selbst Schuldgefühle aufzubauen. Damit macht man sich nur das Leben schwer und es ändert nichts an der Situation, außer man selbst bekommt immer mehr dunkle Gedanken.
- Mit Menschen seines Vertrauen reden. Und hierbei nicht unbedingt Lösungen, Erklärungen suchen, sondern einfach die Gewissheit haben das dieses Thema so gut wie jeder von uns schon einmal erlebt hat und das Gefühl kennt. Einfach die Seele "entrümpeln" und sich das Verständnis des anderen als Belohnung abholen. Wir alle wissen, das die gut gemeinten Ratschläge unserer Freunde in so einer Situation nicht so richtig ankommen, aber darum geht es auch nicht. Sondern viel mehr darum, einfach gehört zu werden und Ballast abzulegen.
- Bitte keinen medialen Terror mit dem Ex-Partner*in beginnen. Weder per WhatsApp noch Facebook oder sonstiger Social Media Möglichkeiten. Die meisten die so etwas abgezogen oder erfahren haben, können davon berichten das zumeist das Gegenteil eingetreten ist was man damit eigentlich wollte. Zudem aus Unüberlegtheit vieles passieren kann, was man im Nachhinein nicht mehr rückgängig machen kann und sich auch hierbei nur selbst belasten und schaden kann. Man erzielt damit zumeist nur die Wirkung, dass nach solchen Aktionen mehrere Menschen dann gegen einen selbst sind.
- Wenn es noch etwas zu klären gibt, dann bitte Textnachrichten nur nutzen um persönliche Verabredungen zu treffen und Termine zu vereinbaren. Im Normalfall sind schon Mißverständnisse beim texten an der Tagesordnung. Und wenn man Hirnkonfetti hat und eh neben der Spur ist, liegt der Risikofaktor gewaltig hoch hier welche zu produzieren. Jeder von uns sollte so erwachsen sein, dass er in der Lage ist in einem persönlichen Gespräch offene Fragen oder ähnliche Dinge zu klären.
- Auf seine Gefühle hören. Wenn man in der Leidenszeit irgendwann das Gefühl hat, dass die Beziehung unverrückbar beendet ist, dies auch für sich selbst anzunehmen. Sich nicht weiter falschen Hoffnungen hinzugeben. Das funktioniert nicht und verlängert nur die Leidensphase.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen/Euch nur glückliche und erfüllende Beziehungen.
Herzlichst
Euer
Frank Oleschko